Kay-Helge Hercher Wilnsdorf | Mittwochabend, 04.12.2024, 18.15 Uhr: Sirenen heulen auf, Blaulichter flackern über das Industriegebiet Lehnscheid. Die Feuerwehr rückt zu einer unangekündigten Großübung bei der KSO Edelstahlbeizerei GmbH aus, um den fortgeschriebenen externen Notfallplan zu erproben. Rund 100 Einsatzkräfte sind Teil des Szenarios, das durch die simulierte Freisetzung von Gefahrstoffen für Aufregung sorgt.
Alarmstufe: ABC3
Das Übungsszenario wurde realistisch vorbereitet. Im hinteren Bereich einer Betriebshalle waren 10 bis 15 Behälter mit vermeintlicher Altsäure aufgestellt. Beim simulierten Transport eines Werkstücks beschädigten defekte Anschlagmittel mehrere Behälter, woraufhin gefärbtes Wasser als Altsäure-Ersatz auslief. Zusätzlich kam es zu einem fiktiven Aufprall auf ein Beizbecken, dessen Zustand kritisch blieb. Ein Mitarbeiter setzte den Notruf ab, und die Kreisleitstelle alarmierte nach Standardvorgabe mit dem Stichwort ABC3.
Koordination und erste Maßnahmen
Nach der Evakuierung der Betriebsangehörigen übernahmen speziell ausgerüstete Mitarbeiter der KSO Edelstahlbeizerei GmbH die erste Schadensbegrenzung. Mithilfe von Säureschutzanzügen installierten sie gemeinsam mit speziell ausgerüsteten Feuerwehreinsatzkräften eine manuelle Löschwasserbarriere, um das Eindringen der „Chemikalien“ in das Abwassersystem zu verhindern. Parallel erfolgte zu den weiteren Maßnahmen eine Abstimmung der Feuerwehrführungskräfte unter der Leitung von Gemeindebrandinspektor Christian Rogalski mit der betrieblichen Einsatzleitung.
„Die realistische Vorbereitung und Einbindung der Mitarbeiter war essenziell“, erklärte Kreisbrandmeister Thomas Tremmel. „So konnten wir die Abläufe unter realen Bedingungen testen.“
Vielfältige Einsatzmaßnahmen
Die Feuerwehr führte Messungen zur Schadstoffbelastung durch, dichtete beschädigte Behälter ab und leitete Dekontaminationsmaßnahmen ein. Gleichzeitig sorgte sie für die Information relevanter Behörden, darunter die untere Wasserbehörde und die Bezirksregierung Arnsberg. Eine Abstimmung mit der Kläranlage Wilnsdorf und der Wasserbehörde stellte sicher, dass keine Gefahr für umliegende Gewässer bestand.
Im Rahmen einer parallel laufenden Planübung bearbeitete die SSB Spezial-Beizerei GmbH Szenarien wie die Sicherung eines defekten Beizbeckens und die Kundenkommunikation im Krisenfall. Diese Aufgaben waren eng mit der Übung bei der KSO Edelstahlbeizerei GmbH verzahnt, um Synergieeffekte zu nutzen.
Erfolgreiche Erprobung des Notfallplans
Die Übung verlief insgesamt reibungslos. Neben der fachlichen Bewältigung der Lage stand die Koordination zwischen Feuerwehr, Betrieb und Behörden im Fokus. „Es ging nicht nur um die reine Gefahrenabwehr, sondern auch um die Zusammenarbeit in einer komplexen Einsatzlage“, betonten Einsatzleiter Rogalski und Kreisbrandmeister Tremmel.
Nach gut zwei Stunden war der Einsatz abgeschlossen. Eine Nachbesprechung hob Stärken hervor und identifizierte mögliche Verbesserungen, etwa bei der Alarmierung und Informationsweitergabe. Die Betreuungskräfte der 1. Einsatzeinheit des DRK kümmerten sich um die Verpflegung der Einsatzkräfte.
Die nächste Herausforderung steht bereits fest: Der überarbeitete Notfallplan soll noch dieses Jahr veröffentlicht werden – auf Basis von weiteren Erfahrungen aus der Praxis.