Bauwerk ist auf der Zielgeraden
Kay-Helge Hercher Haiger/Burbach | So langsam geht es beim Neubau der Talbrücke Kalteiche in Richtung Fertigstellung. Ein letztes Mal setzte sich am Donnerstag der Brückenüberbau in Bewegung. Nach 16-monatiger Bauzeit dockte er an das südliche Widerlager in Fahrtrichtung Frankfurt an und so steht jetzt auch das zweite Teilbauwerk der Talbrücke Kalteiche in seiner Endlage.
Die Talbrücke Kalteiche ist nicht irgendeine Brücke. Sie hat eine für die Region und weit darüber hinaus enorm wichtige Funktion als Bestandteil der vielbefahrenen A 45. Das nordwestlich von Haiger gelegene Bauwerk befindet sich zwischen den Autobahn-Anschlussstellen Haiger/Burbach und Dillenburg. Es überquert die Bundesstraße 277, einen Wirtschafts- und drei Forstwege.
„Wir liegen an der Kalteiche voll im Zeitplan und befinden uns hier mit dem heutigen Endverschub schon fast auf der Zielgeraden. Damit ist ein weiterer Schritt auf dem Weg zu einer zukunftsfähigen A45 geschafft“, freut sich die Niederlassungsdirektorin Elfriede Sauerwein-Braksiek.
Rückblick: Aufgrund der stark gestiegenen Verkehrsbelastungen und des hohen Schwerlastanteils musste die Talbrücke auf der Landesgrenze zwischen Nordrhein-Westfalen und Hessen durch einen Neubau ersetzt werden. Ein Schicksal, das bekanntlich viele andere Brücken der Sauerlandlinie ereilt hat. Der Startschuss für das Projekt mit einem Investitionsvolumen von 46,5 Millionen Euro fiel mit dem Spatenstich im September 2017. In der ersten Bauphase erfolgte der Abriss und Neubau des Bauwerks in Fahrtrichtung Frankfurt. Der gesamte Verkehr wurde dabei auf die gegenüberliegende Fahrtrichtungsseite Dortmund verlegt. In der zweiten Bauphase, die im November 2020 startete, wurde die Brückenhälfte in Fahrtrichtung Dortmund abgebrochen und neu gebaut. Im Juni 2021 war das alte Bauwerk entfernt und der Neubau startete. Dieser Neubau erfolgte im sogenannten Taktschiebeverfahren. Das bedeutet, dass die 16 Brückensegmente, die sogenannten Takte, hinter dem nördlichen Widerlager im so genannten Taktkeller hergestellt und sukzessive nach vorne Richtung südliches Widerlager verschoben wurden. „Das ist vergleichbar mit der Vorgehensweise der alten Ägypter bei der Errichtung ihrer großen Bauwerken. Die Verschubpakete, in Form einer Holzfaserplatte und einer eingefetteten teflonbeschichteten Platte, werden vorne rausgenommen und hinten wieder angelegt. So wird der gesamte Überbau mit einer möglichst geringen Reibung Schritt für Schritt vorgeschoben“ fasst es Bauoberleiter Eike Eberhardt in verständlichen Worten zusammen.
Bis der Verkehr letztendlich auch über das neue Teilbauwerk fließt, wird es noch eine Zeit dauern. „In den nächsten Wochen und Monaten, die Verkehrsfreigabe ist für Mitte 2023 geplant, müssen unter anderem die Kappen hergestellt, die Entwässerung sichergestellt, sowie Schutzplanken und Geländer angebracht werden. Zum Abschluss wird abgedichtet und asphaltiert.“ erklärte Michael Stahl, zuständiger Projektleiter der Autobahn GmbH.
Die gigantische Dimension der neuen Talbrücke lassen die Maßzahlen erahnen. Die Gesamtlänge beträgt zwischen den Widerlagern 356 Meter, die größte Höhe über dem Talgrund beträgt über 33 Meter, bei einer Gesamtbreite von mehr als 38 Metern.