Auch in der Sieg droht Gefahr
Kay-Helge Hercher Siegen | Der Schnee in den Höhenlagen der Region taut – der näher rückende Frühling bringt mitunter viel Regen mit sich. Die Pegel der Bäche und Flüsse steigen stetig und bergen damit einhergehend große Gefahren. Sollte es einmal zu einem Ernstfall kommen und eine Person muss aus dem Wasser gerettet werden, dann stehen die Strömungsretter der Feuerwehr Siegen bereit. Rettungseinsätze in fließenden Gewässern sind auch für die professionellen Helfer lebensgefährlich. Es gilt für solche Notfälle gerüstet zu sein. Stetes Training ist hier angesagt. Für die Siegener Strömungsretter wurde es höchste Zeit, ihre Kenntnisse und Fähigkeiten aufzufrischen.
Pandemiebedingt konnte in den vergangenen zwei Jahren nicht ausreichend geübt werden. Am Mittwoch (09.02.2022) hieß es dann endlich wieder „ab ins Wasser“. Ein Rettungsszenario in der Sieg, im Bereich des Effertsufers, wurde simuliert. Eine in den Hochwasser führenden Fluss gestürzte Person galt es zu retten. Bepackt mit schwerer Ausrüstung und Rettungszubehör bereiteten sich die Strömungsretter am Siegufer auf ihre Übung vor. Wenige Minuten später schlüpften die Rettungsspezialisten in ihre Neoprenanzüge, Schwimmwesten und Helme wurden übergestülpt – jeder Handgriff sitzt.
„Das ist kein Alltag für die Siegener Feuerwehr. Deswegen üben wir das Retten von Personen aus fließenden Gewässern wenn wir entsprechende und realistisch erscheinende Pegelstände haben. Das ist heute der Fall“, erklärte Brandamtmann Arne Stötzel von der Feuer- und Rettungswache Siegen, der das Übungsszenario leitete. Es handele sich hierbei um eine Gewöhnungsübung, in der es gelte, die Einsatzstrukturen und -abläufe zu trainieren, fügte er hinzu. Die Sieg hat momentan eine Fließgeschwindigkeit von etwa zwei Metern pro Sekunde. Der Pegelstand liegt noch unterhalb der Warngrenze. In den vergangenen Tagen ist der Wasserstand bereits gesunken – ideale Bedingungen, um eine Übung durchzuführen. Die Sache ist allerdings nicht ganz einfach.
Für die Retter ist es wichtig, den richtigen Zeitpunkt abzupassen, um ins Wasser zu springen und die in Not befindliche Person zu erreichen. In der Mitte des Flusses ist die Fließgeschwindigkeit höher als an den Randbereichen. Diese zeitliche Differenz abzuschätzen ist die große Kunst, die nur durch regelmäßiges Training optimiert und gefestigt werden kann. Doch was ist zu tun, wenn man Zeuge wird und eine hilflos im Wasser treibende Person sichtet? „Man sollte versuchen, die Person anzusprechen und einen verbalen Kontakt aufbauen. Es ist in der Tat so, dass strömende Gewässer, besonders in der Hochwasserzeit, sehr gefährlich sind.“ so Stötzel. Zunächst gelte es natürlich die Feuerwehr zu verständigen, um eine schnelle Rettung einzuleiten. Es gäbe auch die Möglichkeit, der in Not geratenen Person einen Ast hinzuzureichen, alles aber unter der Prämisse, sich niemals selber in Gefahr zu begeben. „Dafür sind die speziell geschulten Profis da“, machte der Strömungsretter deutlich.
Für den Fall, dass man selber einmal in ein fließendes Gewässer fallen sollte, hat Arne Stötzel einen womöglich lebensrettenden Tipp parat: „Es ist wichtig, nicht gegen den Strom zu schwimmen. Man kann aber in einem 45-Grad-Winkel schwimmend eine Richtung vorgeben. Hierbei muss man sich bewusst sein, dass man immer mit Abdrift, also erst an einer weiter entfernten Stelle aus dem Wasser gehen kann.“ Die Strömungsretter aus Siegen jedenfalls stehen rund um die Uhr bereit um im Einsatz Leben zu retten. Sie beherrschen ihre Rettungstechniken aus dem Effeff, um diese im Ernstfall anzuwenden.