„Frances Dell“ – die Schönheit der Lüfte
Kay-Helge Hercher Burbach-Lippe | Zeitlos schön ist dieses besondere Flugzeug, trotz des hohen Alters von 77 Jahren. Die Rede ist von „Frances Dell“, liebevoll umsorgt von Georg „Kid“ Raab und Florian G. Hose. Der offizielle Name lautet „P-51D-30NA Mustang, Seriennummer 44-74453“, ein 1944 in Kalifornien (USA) gebautes ehemaliges Jagdflugzeug. Wie kommt so eine Maschine ins Siegerland?
Eigentümer ist der 64-jährige Gelnhausener Entrepreneur und leidenschaftliche Pilot Georg „Kid“ Raab: „Ich war seit einiger Zeit auf der Suche nach einer Mustang und bin schließlich in den USA fündig geworden. Das Flugzeug, das in den vergangenen Jahrzehnten etliche wechselnde Eigner hatte, habe ich im Februar 2020 gekauft und noch kurz vor der Pandemie nach Deutschland bringen lassen.“ Zugegeben, das imposante Fluggerät übt eine enorme Faszination auf den Betrachter aus. Chromblitzend vor dem Hangar auf der Lippe steht die „Frances Dell“ in der Sonne. Das Design, die Farben – alles schmeichelt dem Auge.
Das ehemalige Kampfflugzeug hat unter anderem bei der weltweit größten Flugshow in Oshkosh (USA) den ersten Preis als beste Mustang P-51 abgeräumt. Weltweit gibt es nur noch etwa 120 flugfähige Exemplare. In Deutschland derer sechs Stück, von denen aber nur zwei aktiv genutzt werden – die anderen Flugzeuge stehen in privaten Sammlungen.
Bis zum Erstflug über deutschem Boden war nach dem Kauf noch einiges zu tun – hier kamen Spezialisten ihres Fachs zum Zug, erzählt Raab. Die Mustang P-51 wurde bei der baden-württembergischen Firma Meier Motors, die auf derartige Flugzeuge spezialisiert ist, zusammengebaut und zugelassen. Zunächst war der Oldtimer auf dem Flughafen in Egelsbach stationiert, dann aber bot sich im vergangenen Jahr für den Eigner die Gelegenheit, nach „Siegerland“ – so wird der Flugplatz auf der Lipper Höhe in Fliegerkreisen genannt – umzusiedeln. „Siegerland ist von der Infrastruktur her ein super guter Flughafen mit einem wunderbaren Service. Sowohl die Geschäftsführung als auch alle Beschäftigten geben sich unglaublich viel Mühe, um den Fliegern einen tollen Service zu bieten.“
Raab hebt besonders die Möglichkeit zum Displaytraining über dem Platz hervor. Das bekommen Piloten nicht überall geboten. „Es ist immer ein großer Vorteil, wenn man über Flugplätzen trainieren kann“, begründet Georg Raab den Umzug ins Siegerland. Sein Fliegerfreund, der Herborner Florian G. Hose, kennt sich als Pilot ebenfalls bestens mit der Mustang P-51 aus. Er weiß einiges zur Historie des Modells zu berichten: „Sie ist eine Entwicklung aus den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts und erlangte große Bekanntheit, als im Zweiten Weltkrieg die Mustang-Geschwader in England stationiert waren.“ Von dort aus flankierten die Jagdflugzeuge die amerikanischen Bomber als Geleitschutz. Das in Europa ab Ende 1943 einsatzbereite Flugzeug war als erstes Kampfflugzeug überhaupt in der Lage, die amerikanischen Bomber von England bis nach Berlin und wieder zurück begleiten zu können. Ein 1671 PS starker 12-Zylinder-V-Motor beschleunigt die Maschine auf knapp 700 km/h.
Weltweit sind Millionen Menschen der Faszination Fliegerei erlegen. Wie kam es eigentlich bei Georg „Kid“ Raab dazu? „Ich bin in der Nähe des amerikanischen Heeresfliegerhorstes in Hanau groß geworden. Als Fünfjähriger stand ich am Zaun und habe den Hubschraubern und Flugzeugen zugeschaut. Ich denke, von da an hatte ich das Virus unter“, erklärt er auf Nachfrage.
Fliegerei, besonders Kunstflug mit Oldtimern, sei in jeder Hinsicht eine Herausforderung, sagt Raab. Man müsse körperlich und geistig absolut auf der Höhe sein. Seine aktive Fliegerei will der umtriebige Flugzeugenthusiast fortsetzen, auf jeden Fall. „Mal schauen, was da vielleicht zu meiner Sammlung noch hinzukommt. Neben der Mustang besitze ich noch zwei historische amerikanische Doppeldecker“, huscht ein Lächeln über Raabs Gesicht.