200 Tonnen Schrott und 1500 Tonnen Ziegel müssen beseitigt werden
Kay-Helge Hercher Siegen-Niederschelden | Es hatte etwas von einem konspirativen Treffen – keiner wusste so recht Bescheid, was genau an der Maccostraße geplant ist. Nach und nach trudelten am Samstag (22.08.2020) aber immer mehr Leute ein, suchten sich Plätze am Rande der Hüttentalstraße, an Fenstern umliegender Gebäude und auf der oberhalb der Maccostraße gelegenen alten Schlackenhalde. Die Erklärung für die Ansammlungen war einfach: Seit einiger Zeit war geplant, einen der beiden betagten Schornsteine der ehemaligen Stahlwerke Südwestfalen zu Fall zu bringen. Um die Zahl der Schaulustigen möglichst gering zu halten, sollte die Aktion geheim bleiben.
Aber warum sollte der Schornstein weichen? Der derzeitige Eigner des Geländes wollte Platz schaffen für seinen im Bereich der Abfallentsorgung tätigen Grundstückspächter, der auf größeren Flächen Boxen für die Sortierung unterbringen möchte. Hierfür musste der 45 Meter hohe Schornstein der ehemaligen Gießhalle weichen. Mit einem Bodendurchmesser von 11,5 Metern ein wahrlich imposantes Bauwerk. Einige Tage vor dem anvisierten Sprengtermin galt es, umfangreiche Vorarbeiten durchzuführen. Es wurde ein Fallbett geschaffen, Gebäude im Nahbereich waren zu sichern und die Sprengung an sich musste vorbereitet werden. Hierzu bohrte das für den Abbruch beauftragte Team der Deutschen Sprengunion aus Hückeswagen 40 Löcher, die mit insgesamt 3,5 Kilo Ammonsalpeter-Sprengstoff gefüllt wurden.
Sprengmeister Michael Hamann hatte alles genau geplant: Die Menge des explosiven Gemisches sollte ausreichen, um das Industriebauwerk zu Fall zu bringen.
Bis vor acht Jahren war der Schlot sogar noch um einiges höher. Aus Sicherheitsgründen war das Bauwerk damals bereits um 10 Meter gekürzt worden. Um 14.30 Uhr war es dann soweit. Die Warnsignale ertönten, kurze Stille – und dann eine Art Donnergrollen. Der Schornstein kippte langsam zur Seite, genau auf die zuvor geplante Stelle – selbstverständlich zur Zufriedenheit des verantwortlichen Sprengmeisters. Die nächsten Tage geht es ans Aufräumen: 200 Tonnen Schrott und 1500 Tonnen Ziegel müssen entsorgt werden, bevor die an dieser Stelle geplanten Bauarbeiten durchgeführt werden können.